BESCHLUSS
Beschluss der Vollversammlung des Diözesanrates am 17. November 2007
„Das Licht Christi scheint auf alle“ – Mehr Ökumene wagen!
Anfang September 2007 trafen sich mehr als 1500 von verschiedenen Kirchen delegierte
Christinnen und Christen im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) zur Dritten Europäischen
Ökumenischen Versammlung. Sie stand unter dem Motto „Das Licht Christi scheint auf alle.
Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa“. Eine solche Versammlung fand zum ersten
Mal in einem mehrheitlich orthodoxen Land statt.
Die gemeinsame Schlussbotschaft (www.eea3.org) gibt wichtige Empfehlungen, die über
innerkirchliche Probleme weit hinausgehen. Dies ist ein ermutigendes Zeichen der ökumenischen
Bewegung. Der Diözesanrat begrüßt dieses Ereignis und die Schlussbotschaft der
Versammlung ausdrücklich.
Zugleich stellen wir fest, dass es im ökumenischen Miteinander der letzten Zeit manche Enttäuschung
und Verletzung gegeben hat. Dies bedauern wir. Dennoch ist aus unserer Sicht
eine gewisse Ernüchterung kein Grund zur Resignation. Ökumene ist auch ein mühsamer
Lernprozess. Aber es gibt zur Ökumene keine Alternative: Es ist und bleibt Auftrag Jesu
Christi, die Spaltung der Christenheit zu überwinden. Wir rufen daher alle Christinnen und
Christen auf, die Gemeinschaft untereinander zu suchen und zu vertiefen – mehr Ökumene
zu wagen!
Kardinal Kasper hat in Sibiu gesagt: „Wir kennen uns noch viel zu wenig, und deshalb lieben
wir uns noch zu wenig.“ Das sollte uns nachdenklich machen und motivieren, einander noch
besser kennenzulernen und zu verstehen. Bei allen Bestrebungen, die eigene Identität herauszustellen,
sollten wir nicht die vom Heiligen Geist den anderen Kirchen geschenkten Gaben
übersehen (vgl. Dekret des II. Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus). Ökumenische
Gesinnung ist immer mit Offenheit gegenüber den anderen Kirchen und mit der Bereitschaft
zur Erneuerung der eigenen Kirche verbunden. Entscheidend ist jedoch die Besinnung
auf das gemeinsame Fundament, das Bekenntnis zu Jesus Christus, der für uns das
Licht des Lebens ist, das auf alle scheint.
Die Schlussbotschaft von Sibiu kann für uns ein Ansporn sein, auch in unserer Region gemeinsam
den Glauben zu bekennen und zusammenzuarbeiten. Beispielhaft nennen wir:
- den Aufbau von Partnerschaften mit christlichen Gemeinden in Osteuropa
- den Sonntagsschutz
- die Sorge für Migranten, Asylsuchende und Flüchtlinge
- den Einsatz für mehr Gerechtigkeit auf der Welt
- den Klimaschutz
- den gemeinsamen Einsatz für die Sicherstellung der religiösen Bildung in der Schule.
Wichtig ist uns aber besonders die Entwicklung einer ökumenischen Spiritualität: Es sollte
keine ökumenische Begegnung ohne Gebet geben, und wir sollten bei allem, was wir sagen
und tun, auch die Christinnen und Christen der anderen Konfessionen im Blick haben. Das
Gebet um die Einheit der Kirche ist und bleibt neben allem persönlichen Engagement eine
Notwendigkeit, da die Einheit letztlich ein Geschenk Gottes ist.
Mit Papst Benedikt hoffen wir, „auf dem ökumenischen Weg voranzuschreiten, um die volle,
sichtbare Einheit aller Christen wiederzufinden“*. Mit ihm sehen wir die Ökumene als pastorale
Priorität. Die neuen Pfarrgemeinderäte rufen wir daher auf, jeweils eine/n Ökumenebeauftragte/
n zu benennen. Auf allen Ebenen (Leitungsebene; Landkreise/Stadtbezirke, gesellschaftliche
Interessengruppen und Gemeinden) soll die ökumenische Zusammenarbeit intensiviert
werden.
* aus der Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI. an die Delegierten und Teilnehmer der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu (s. unter www.eea3.org)