BESCHLUSS
Der Diözesanrat des Erzbistums Berlin wendet sich mit allem Nachdruck gegen die pauschalen Verurteilungen und Verdächtigungen, die der frühere Bischof von Berlin und heutige Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, gegen die Katholische Kirche Deutschlands und namentlich gegen wichtige Zusammenschlüsse von katholischen Laien im Umfeld der letzten Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz verbreitet hat. Insbesondere wehren wir uns entschieden gegen den Vorwurf, manche Verbände wie etwa der BDKJ, die kfd, das ZdK oder die KAB würden den „katholischen Glauben verdunkeln“ und ließen sich „ihre antikatholische und antirömische Verkündigung (...) sogar aus dem Kirchensteuertopf sogar noch honorieren“.
Wir begrüßen ausdrücklich die Erklärung des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Prof. Dr. Hans Joachim Meyer. Mit ihm fragen auch wir: Wird nicht mit der pauschalen Verächtlichmachung von Strukturen und Kommissionen ein beliebter und bequemer Trend des Zeitgeistes bedient, der feste Verbindungen scheut, verlässliche Verantwortung ablehnt, sich der Mühsal konkreter Arbeit in Institutionen und Organisationen entzieht und den wirklichen Dialog verachtet, weil man glaubt, sich selbst genug zu sein? Was wäre denn die Katholische Kirche in Deutschland ohne die tägliche Arbeit und das ständige Zeugnis einer großen Zahl katholischer Christinnen und Christen in den katholischen Verbänden und Institutionen?
Wir nehmen mit Genugtuung zur Kenntnis, dass andere Bischöfe in Deutschland die Arbeit von Laien in der Kirche wertschätzen und sie als unverzichtbaren Bestandteil in der Wahrnehmung ihres Hirtenamts erfahren. Gerade wir Laien wissen aber auch, dass zur Selbstzufriedenheit kein Anlass besteht. Die Ergebnisse vieler Diözesansynoden bzw. Pastoralforen, die in den letzten Jahren in den meisten Bistümern Deutschlands stattgefunden haben, belegen auch auf Seiten der Laien ein hohes Maß an Selbstkritik und Veränderungsbereitschaft der Ortskirchen – um der Wahrheit des Evangeliums willen. Der „Glanz der Wahrheit“ erstrahlt freilich nicht durch die buchstabengetreue Rezitation katechetischer Lehrsätze, sondern im durchaus mühevollen und suchenden Prozess der Nachfolge Jesu Christi in den vorfindlichen Strukturen unserer Alltagswelt. In einer weitgehend säkularen Welt ist deshalb jetzt nicht Zeit zum Kahlschlag, sondern die Zeit zur Aussaat.
Das „einzige Rinnsal der Weitergabe des Glaubens“ erblickt Kardinal Meisner im schulischen Religionsunterricht, nachdem sie in den Familien und in der Gemeinde abgebrochen sei. Der schwierigen Situation des schulischen Religionsunterrichts hilft es nicht, die Bemühungen der Religionslehrerinnen und –lehrer madig zu machen. Gerade die Katholiken des Erzbistums Berlin wissen um die enormen Schwierigkeiten, die einer angemessenen Ausbildung der Lehrkräfte und der Verankerung eines erfolgreichen Religionsunterrichtes in der öffentlichen Schule von Seiten des Staates entgegenstehen. Wer dies wirklich ändern will, sollte die Bemühungen vieler engagierter Laien durch immaterielle wie materielle Hilfe - auch aus den „Töpfen“ der Kirchensteuerzahler - unterstützen.