PRESSEMITTEILUNG
Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin ruft die Bürgerinnen und Bürger nachdrücklich dazu auf, an der Bundestagswahl am 22. September 2002 teilzunehmen. Jede Stimme ist wichtig, damit die Demokratie lebendig bleibt und der neue Bundestag ein Spiegelbild der von den Menschen in unserem Land vertretenen Meinungen, ihrer Erwartungen und Hoffnungen wird.
Die Probleme und Herausforderungen, vor denen Staat und Gesellschaft stehen, sind enorm. Sie erfordern teilweise grundlegende Reformen und schmerzliche Einschnitte. Die Lösungsvorschläge, die die verschiedenen Parteien anbieten, weisen im Grundansatz und in den Einzelheiten wichtige Unterschiede auf. Die Chance, über die Gestaltung der Zukunft mitzuentscheiden und die Personen auszuwählen, die in den nächsten Jahren politische Verantwortung tragen sollen, darf sich niemand leichtfertig entgehen lassen. Sage niemand, auf seine Stimme komme es ohnehin nicht an: Die Wahl des derzeitigen amerikanischen Präsidenten ist durch ganz wenige Stimmen entschieden worden.
Christinnen und Christen tragen eine besondere Verantwortung für die Demokratie, denn sie entspricht der Achtung vor der Würde, die allen Menschen gleichermaßen zukommt, und sie schützt von allen Regierungsformen am besten die Freiheit. Wer aber Wunder von ihr erwartet, muss enttäuscht werden. Politik ist kein Heilsersatz. Für die vielfältigen Aufgaben und Probleme unserer Gesellschaft und der Staatengemeinschaft gibt es keine einfachen Lösungen. Häufig sind Kompromisse nötig. Diese Kompromisse müssen aus christlicher Sicht mitgeprägt werden. Die Parteien müssen sich daran messen lassen, ob sie sich für Benachteiligte einsetzen und wie sie dem solidarischen Ausgleich und dem Gemeinwohl dienen wollen. Das Vertrauen von Christinnen und Christen auf die Heilszusage Gottes darf nicht dazu führen, auf die Wahrnehmung des Wahlrechts zu verzichten.
Der Diözesanrat fordert die Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum auf, sich auch durch die heftigen Wahlkampfauseinandersetzungen nicht von einer Teilnahme an der Wahl abbringen zu lassen. Christliches Engagement erfordert die gesellschaftliche Mitgestaltung. Die Beteiligung an der Bundestagswahl ist dazu ein wichtiger Beitrag.
Hans-Jürgen van Schewick