Meldung

Stellungnahme des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin zur Einführung des Fachs Ethik an den öffentlichen Schulen im Land Berlin

BESCHLUSS

Der Diözesanrat nimmt mit Bestürzung zur Kenntnis, dass das Abgeordnetenhaus von Berlin beschlossen hat, verpflichtend für alle Schüler der Sekundarstufe I das neue Fach Ethik einzuführen, und damit nicht die Chance genutzt hat, Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach im Rahmen einer Fächergruppe im Land Berlin zu installieren.

Das Abgeordnetenhaus hat damit viele Argumente von Eltern, Schülern, Schulleiter- und Lehrerverbänden und anderen ignoriert, die für die Wahl zwischen Ethik und Religionsunterricht eingetreten sind. Der Religionsunterricht wird durch diese Entscheidung sowie die gleichzeitige Erhöhung der Wochenstundenzahl und die dadurch zunehmende zeitliche Belastung der Schüler aus der Schule herausgedrängt und das Recht jedes einzelnen Schülers auf Religionsunterricht eingeschränkt.

Wir wenden uns nicht gegen die Einführung von Ethikunterricht, der sich im Schulversuch Ethik-Philosophie seit über zehn Jahren bewährt hat. Aber wir fordern Wahlfreiheit zwischen Religions- und Ethik-Unterricht als gleichberechtigten Fächern. Die Einführung eines verpflichtenden Faches Ethik ohne Abwahlmöglichkeit entmündigt Eltern und Schüler und verwehrt ihnen diese Freiheit. Die Schulgesetzänderung der SPD-PDS-Koalition ist ein Angriff auf die Religionsfreiheit der Schüler in Berlin und zwingt ihnen einen staatlichen Weltanschauungsunterricht auf, was einem weltanschaulich neutralen Staat nicht angemessen ist. Wir können dies nicht akzeptieren und fordern Senat und Abgeordnetenhaus von Berlin daher auf, die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit und das Recht auf religiöse Selbstbestimmung gerade auch in der Bildung zu respektieren und einen Wahlpflichtbereich mit Ethik und konfessionellem Religionsunterricht einzuführen.

Das Erwerben religiöser Kompetenz und eine kritische Auseinandersetzung mit dem religiösen Bekenntnis in einem authentischen konfessionellen Religionsunterricht auf der Grundlage der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sind nicht nur für die persönliche Entwicklung der Schüler von Bedeutung, sondern auch für eine moderne und freiheitliche Gesellschaft. Eine von Kenntnis getragene Auseinandersetzung mit Religionen und Weltanschauungen ist Voraussetzung für echten Dialog. Die Fächergruppe würde diesen Dialog in der Berliner Schule institutionell verankern.

Im Blick auf die bevorstehende Wahl zum Abgeordnetenhaus im September 2006 empfehlen wir allen Wahlberechtigten, sich die Positionen der verschiedenen Parteien zum Religionsunterricht genau anzusehen und sie in ihre Wahlentscheidung als wichtigen Wahlprüfstein mit einzubeziehen. Zugleich fordern wir alle christlichen Schüler auf, den Religionsunterricht trotz zusätzlicher zeitlicher Belastungen weiterhin zu besuchen, und bitten die Eltern, ihre Kinder weiterhin zum Besuch des Religionsunterrichts zu motivieren.

Allen Personen, Parteien und Organisationen, die sich für die Einführung von Religionsunterricht als Wahlpflichtfach engagiert haben und engagieren, danken wir für ihren persönlichen und politischen Einsatz. Ein besonderer Dank gilt dem Erzbischof von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky.

Wir fordern die Bistumsleitung dazu auf, auch künftig für die Gleichrangigkeit von Religionsunterricht an den Berliner Schulen zu kämpfen und die Präsenz von Religionslehrkräften in den weiterführenden Schulen nicht vorschnell zu reduzieren.