Meldung

Unterstützung eines konstruktiven und weiterführenden Dialogs mit Juden und jüdischen Gemeinschaften

BESCHLUSS

Beschluss des Diözesanrates zur Unterstützung eines konstruktiven und weiterführenden
Dialogs mit Juden und jüdischen Gemeinschaften auf dem Gebiet des Erzbistums
Berlin


Vor dem Hintergrund der international wie national geführten Diskussion um die durch Papst Benedikt XVI. neu formulierte Karfreitagsfürbitte für die Juden im tridentinischen Ritus unterstützt der Diözesanrat ausdrücklich die den Juden brüderlich zugewandte Haltung des Erzbischofs von Freiburg, Robert Zollitsch, der in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz beim Katholikentag in Osnabrück sehr deutlich erklärt hatte, dass es „keine Wende der Wende“ im Verhältnis der Katholischen Kirche zu den Juden geben werde und er für diese Zusage mit seiner ganzen Existenz einstehen und kämpfen werde. Wir sind dankbar für die vom II. Vatikanischen Konzil mit der Erklärung „Nostra aetate“ eingeleitete Wende in den Beziehungen zum Judentum. Sie hat den Weg frei gemacht für einen konstruktiven Dialog zwischen Juden und Christen. Das Konzil hat in dieser Erklärung der Behauptung einer göttlichen Verwerfung des erwählten jüdischen Volkes eine unmissverständliche Absage erteilt und damit die Bundestreue Gottes zu dem Volk, das die Offenbarung des Alten Testaments empfing, ausdrücklich anerkannt. Diese Wende darf nicht mehr rückgängig gemacht werden: Einen Rückfall in die mit christlichem Hochmut gepaarte judenfeindliche Haltung vergangener Jahrhunderte darf es nicht geben! Wie Erzbischof Zollitsch wollen auch wir „keine Wende der Wende“ im Verhältnis zu unseren jüdischen Mitbürgern, sondern mit ihnen und im Respekt voreinander den Glauben an den einen Gott bekennen,
den Gott des Alten und des Neuen Bundes, und aus diesem Glauben heraus die Zukunft unseres Landes gestalten.


Für den Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin wird der christlich-jüdische Dialog weiterhin ein wichtiges Anliegen bleiben. Wir sehen uns in der Pflicht, die Beziehungen zwischen den Mitgliedern unserer beiden Religionen weiter zu vertiefen und neues Vertrauen zu schaffen. Gerade weil im Mittelpunkt unseres Erzbistums die Stadt Berlin liegt, der Ort, an dem die Schoah geplant wurde, fühlen wir in besonderer Weise die Verantwortung, auch an den früheren christlichen Antijudaismus als eine Ursache der schrecklichen Judenverfolgung zu erinnern. Der Diözesanrat bekennt sich hiermit ausdrücklich zu seiner aufrichtigen Verbundenheit mit den Juden, insbesondere natürlich mit den jüdischen Mitbürgern in Berlin, Brandenburg und Vorpommern, den Regionen, über die sich unser Erzbistum erstreckt.
Berlin, den 12. Juni 2008