BESCHLUSS
Erklärung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin vom 21. März 2009
zur anhaltenden Diskussion um die Rücknahme der Exkommunikation der vier zur
Pius-Bruderschaft gehörenden Bischöfe
Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin nimmt mit Bedauern und Enttäuschung die Rücknahme der Exkommunikation der vier zur Pius-Bruderschaft gehörenden Bischöfe zur Kenntnis, da durch sie eine große Verunsicherung über den Kurs der Kirche ausgelöst wurde und im jüdischen Volk alte Wunden neu aufgerissen wurden.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat einen Wandel der katholischen Kirche eingeleitet und eine neue Positionsbestimmung der katholischen Kirche zur Welt sowie zu anderen Konfessionen und Religionen bewirkt. Die Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“ betont ausdrücklich, dass auch außerhalb des sichtbaren Gefüges der römischkatholischen Kirche vielfältige Elemente der Heiligung und Wahrheit zu finden sind (LG 8). Mit großer Wertschätzung spricht das Konzil vom jüdischen Volk und wählt das Bild des „guten Ölbaums“, dessen Wurzel auch die Kirche nährt (NA 4). Das Konzil betont ausdrücklich die Erwählung des Jüdischen Volkes und nicht dessen Verwerfung.
Die Pius-Bruderschaft lehnt dezidiert diese neue Standortbestimmung der katholischen Kirche ab. Das Verhältnis zur Welt und insbesondere zum jüdischen Volk bleibt vorkonziliar bestimmt. So werden weiter Positionen vertreten, dass außerhalb der römisch-katholischen Kirche kein Heil sei und dass das jüdische Volk auf Grund seiner Verblendung der Mission bedürfe. Diese antijüdische Grundhaltung wurde noch verschärft durch die Leugnung des Holocausts durch Bischof Williamson. Die entschiedene Zurückweisung dieser absolut inakzeptablen und gewalttätigen Äußerungen durch Papst Benedikt XVI. begrüßt der Diözesanrat deshalb ausdrücklich.
Die Rücknahme der Exkommunikation hat zur Verunsicherung vieler Menschen innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche über den Kurs der Kirche geführt und Zweifel an der eindeutigen Orientierung der Kirche an den Beschlüssen des II. Vatikanischen Konzils genährt.
Umso erfreuter ist der Diözesanrat über die eindeutigen Stellungnahmen von Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky in dieser Angelegenheit. Wir bitten deshalb den Erzbischof von Berlin, sich in Rom gemeinsam mit anderen deutschen Bischöfen für die weitere konsequente Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils einzusetzen.
Wie in seiner Erklärung vom 12. Juni 2008 (aus Anlass der neu formulierten Karfreitagsfürbitte) bekennt sich der Diözesanrat weiterhin ausdrücklich zu seiner aufrichtigen Verbundenheit mit den Juden, insbesondere mit den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Berlin, Brandenburg und Vorpommern, den Regionen, über die sich unser Erzbistum erstreckt.