Faire Gemeinde

Solidarisch. Ökologisch. Global.

Mit dem ökumenischen Projekt „Faire Gemeinde“ begeben Sie sich als Kirchengemeinde, Einrichtung oder Werk auf einen verbindlichen Weg zu mehr Verantwortungsübernahme in der Einen Welt. Wir beraten und unterstützen Sie und Ihre Gemeinde auf diesem Weg.

 

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Genug für alle: Suffizienz

Bericht vom Informations- und Netzwerktreffen „Faire Gemeinde“ am 6. Mai 2025

Was brauche ich wirklich? Was ist das richtige Maß, damit alle gut leben können? Um diese Fragen geht es beim Thema Suffizienz, mit dem sich die Fairness-Beauftragten beim Informations- und Netzwerktreffen „Faire Gemeinde“ am 6. Mai 2025 auseinandergesetzt haben. Referentin war Astrid Hake vom neu gegründeten Netzwerk „Eine Erde“.

Derzeit verantworten die reichsten 10 % der Weltbevölkerung 50% der Emissionen. Gleichzeitig leiden gerade die Ärmsten dieser Welt an den Folgen übermäßigen Konsums und umweltschädigender und ausbeuterischer Unternehmenspraktiken. Technische Lösungen allein werden nicht ausreichen, um den Druck auf das Erdsystem so zu vermindern, dass die Klima- und Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können.

Hier setzt das Konzept der Suffizienz an. Suffizienz stellt das gängige wirtschaftliche System des „immer mehr“ in Frage. Es adressiert den reichen Norden und fordert uns auf, unseren Verbrauch an Ressourcen zu reduzieren und zu einem fairen Konsum zu kommen, damit Menschen im globalen Süden eine Chance auf Gerechtigkeit haben.

Suffizienz beinhaltet eine individuelle, eine politisch-strukturelle und eine kulturell-zivilisatorische Ebene. Im Verkehrssektor kann es beispielsweise ein persönlicher Vorsatz sein, häufiger mit dem Fahrrad und seltener mit dem Auto zu fahren. Auf politisch-struktureller Ebene könnte dies unter anderem unterstützt werden durch den Ausbau sicherer Radfahrwege. Kulturell-zivilisatorisch stellt sich beispielsweise die Frage, welche Bedeutung das eigene Auto oder Fernreisen als Statussymbole haben.

Gerade die christliche Religion bietet dem Konzept der Suffizienz viele Anknüpfungspunkte: Ein „Leben in Fülle“ zeichnet sich nicht durch materiellen Besitz aus. Als Menschen, denen Gott Freiheit verliehen hat, haben wir auch die Freiheit, uns selbst zu begrenzen. Dies zeigt sich in religiösen Traditionen wie dem Fasten. So gibt es inzwischen schon zahlreiche gelungene Beispiele in Kirchengemeinden, Schritte in Richtung Suffizienz zu gehen: Regelungen zur ökofairen Beschaffung, Klimafasten, ökologisch und sozial ausgerichtete Nutzungskonzepte von Gebäuden und Flächen, Repair-Cafés, Fahrgemeinschaften und vieles mehr. Das Zukunftsbild für all diese Bestrebungen ist die öko-faire Gemeinde.

Hilfestellung und Auszeichnung für Gemeinden, die sich auf diesen Weg machen wollen, ist das ökumenische Siegel „Faire Gemeinde“, das von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), dem Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin und dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg (ÖRBB) verliehen wird. Es stützt sich auf die vier Pfeiler „bewusst konsumieren“ – „nachhaltig wirtschaften“ – „global denken“ – „sozial handeln“. Mit Hilfe von Checklisten können interessierte Gemeinden zunächst analysieren, an welchen Stellen sie bereits öko-sozial unterwegs sind und an welchen noch Verbesserungsbedarf besteht. Das Konzept des Siegels „Faire Gemeinde“ bietet auch die Möglichkeit individueller Schwerpunktsetzungen.

Interessierte Gemeinden sind herzlich eingeladen Kontakt aufzunehmen! Das nächste Informations- und Vernetzungstreffen „Faire Gemeinde“ findet am 14. Oktober 2025 statt.

Judith Lübker (Diözesanbeauftragte für weltkirchliche Aufgaben im Erzbistum Berlin)