Im Rahmen der deutschlandweiten Kampagne "Kein Weihnachten in Moria" setzte der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin gemeinsam mit der katholischen Friedensbewegung pax christi am Vorabend des dritten Advents ein leuchtendes Zeichen für Mitmenschlichkeit und die Aufnahme der Geflüchteten aus dem Lager Moria 2 auf der griechischen Insel Lesbos. Zum Start einer Projektion auf die Fassade der Katholischen Kirche St. Joseph in Berlin-Wedding waren neben Dr. Karlies Abmeier, Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin, Christine Hoffmann, Generalsekretärin von pax christ,i und Pater Manfred Kollig SSCC, Generalvikar des Erzbistums Berlin, auch Interessierte aus der gastgebenden Pfarrei anwesend.
Dr. Karlies Abmeier, Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin:
„Der Ausbruch von COVID-19 und die zerstörerischen Brände haben die Tragödie in den griechischen Lagern an einen Punkt gebracht, der uns zum Handeln zwingt. Zahlreiche Aufrufe dazu verhallten ungehört, obwohl Konsens darüber herrscht, dass die Zustände in den Lagern nicht menschenwürdig sind. Die Zahl der hilfe- und schutzbedürftige Menschen, die in Deutschland aufgenommen wurden, bleibt weit hinter unseren Möglichkeiten zurück. Deshalb appellieren wir an die Bundesregierung, die Menschen aus den Lagern auf Lesbos noch vor Weihnachten in Deutschland aufzunehmen.“
Christine Hoffmann, pax christi-Generalsekretärin:
„Die Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ gibt denen eine Stimme, die an den EU-Außengrenzen unter menschenunwürdigen Verhältnissen festgehalten werden. Wie können wir uns selbst ins Gesicht schauen, wenn wir Weihnachten im Warmen, mit gutem Essen unterm Weihnachtsbaum feiern und wissen, dass gleichzeitig mitten in Europa, verantwortet auch von der deutschen Politik, Menschen, die Schutz vor Gewalt und Kriegen suchen, in provisorischen Zeltstädte auf Lesbos frieren müssen, sich nicht duschen können, keinerlei Privatsphäre und kein festes Dach über dem Kopf haben? Genau jetzt ist die Zeit zu handeln! Bis zum 20. Dezember könnte die deutsche Bundesregierung Flugzeuge chartern und die Menschen von Lesbos hierher holen. 200 Kommunen haben sich zu „Sicheren Häfen“ erklärt. Ich appelliere an Bundesinnenminister Seehofer, endlich christliche Mitmenschlichkeit walten zu lassen und den Ländern und Kommunen, die zur Hilfe und Aufnahme der Geflüchteten bereit stehen, die Chance dazu zu geben.“
Pater Manfred Kollig SSCC, Generalvikar des Erzbistums Berlin:
„Moria ist eines von zahlreichen Flüchtlingslagern, in denen Menschen unter unwürdigen Bedingungen leben. Papst Franziskus hat in seiner Botschaft zum Weltflüchtlingstag bereits im vergangenen Jahr daran erinnert, dass wir einerseits die Angst der Menschen in eher reicheren Ländern vor der Migration ernst nehmen müssten. Andererseits aber dürften die Zweifel und Ängste unsere Denk- und Handlungsweise nicht so weit bestimmen, dass sie uns intolerant, verschlossen und vielleicht sogar – ohne dass wir es merken – rassistisch machen. Gerade die Covid-19-Pandemie macht deutlich, wie sehr wir weltweit aufeinander angewiesen sind. Die Gründe für Flucht und Vertreibung müssen wir in den Blick nehmen. Wir dürfen aber über den großen politischen Themen wie Gerechtigkeit und Frieden nicht die konkreten Schicksale der einzelnen Menschen vergessen. Papst Franziskus hat bereits dreimal persönlich Menschen von der Insel Lesbos im Vatikan aufgenommen. Dem Aufruf von Papst Franziskus, jede Pfarrei solle eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen, müssen wir uns gemeinsam stellen. Lassen wir durch den Riss, der innerhalb Europas zwischen den Menschen in Moria und uns Europäern besteht, das Licht der Liebe hineinfallen, das wir an Weihnachten mit der Geburt Jesu feiern.“
Hintergrundinformationen zur Aktion: Menschen aus Moria sofort evakuieren
„Kein Weihnachten in Moria“ ist eine deutschlandweite Kampagne, die die katholische Friedensbewegung pax christi ins Leben gerufen hat. Mitträger sind mehr als 30 Organisationen, darunter der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin.
Die Geflüchteten auf Lesbos müssen zurzeit ohne Heizmöglichkeit, ohne fließendes Wasser und ohne Gesundheitsversorgung in dem neuen Lager „Karatepe 2“ hausen. Dieses Lager bietet kaum Schutz vor Wind und Wetter. Viele Geflüchtete dort beschreiben das Lager aufgrund der massiven Ein- und Auslasskontrollen als Gefängnis.
Für die Träger der Kampagne ist klar: Moria ist seit Jahren Sinnbild einer verfehlten und gescheiterten EU-Migrations- und Asylpolitik. Unabhängig von parteipolitischen Auseinandersetzungen ist eine Aufnahme der Menschen aus überfüllten Flüchtlingslagern jetzt dringend geboten, damit die Menschen kein weiteres Weihnachten in Moria erleben müssen.
Die Bundesregierung muss jetzt handeln. Etliche Kommunen und einzelne Bundesländer haben sich zur Aufnahme bereit erklärt. Die Aufnahmekapazitäten sind da. Auch die Rechtslage ist eindeutig: Sowohl das Selbsteintrittsrecht nach Dublin-III-Verordnung Art. 17 als auch die humanitäre Aufnahme nach § 23, Abs. 1 und 2 Aufenthaltsgesetz bieten die Möglichkeit, innerhalb der EU freiwillig Geflüchtete aufzunehmen.