Meldung

„Der Glaube der Anderen?“ - Thementag zum christlich-islamischen Dialog in der kirchlichen Praxis

„Der Glaube der Anderen?“ - Thementag zum christlich-islamischen Dialog in der kirchlichen Praxis am 20. Oktober 2018

Mit der Frage „Der Glaube der Anderen?“ hatte der Diözesanrat für den 20. Oktober 2018 zu einem Thementag zum christlich-islamischen Dialog in der kirchlichen Praxis eingeladen. Sowohl im christlich-islamischen Dialog bereits Engagierte wie auch aus verschiedenen Gründen am Thema Interessierte waren mit der Einladung angesprochen worden. Es sollte um die Vermittlung von Wissen als auch um den Austausch von Erfahrungen gehen. Entsprechend bunt gemischt war das Publikum, das sich an diesem Samstagnachmittag versammelte. Das wurde bereits in der Einstiegsrunde deutlich, als sich die Teilnehmenden zu bestimmten Sätzen positionieren sollten. Da konnte man sehen, wie verschieden die Beziehung zum Thema und wie weit das Spektrum der Positionen war.

In ihrem Impulsreferat zum Thema „Den Koran lesen – als Christ/in?“ ging Prof. Dr. Anja Middelbeck-Varwick auf die Veränderungen im Verhältnis der katholischen Kirche zum Islam im Verlauf der Geschichte ein. Nach Jahrhunderten der Verurteilung und Geringschätzung des Islams seitens der katholischen Kirche erfolgte mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) eine grundlegende Wende in der Bewertung der anderen Religion: Die Erklärung über Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra Aetate“ spricht mit Hochachtung von den Muslimen, „die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat“ (NA 3). Die Referentin regte an, sich mit dem Koran, der heiligen Schrift der Muslime, näher zu befassen und darin – trotz aller Differenzen – ein islamisches Gesprächsangebot zu sehen. Im Koran würden viele Geschichten, die Christen aus der Bibel kennen, auf andere Weise aufgenommen. Das könne dazu verhelfen, neu auch über den eigenen Glauben nachzudenken. Wenngleich der Koran natürlich immer eine Herausforderung für das christliche Bekenntnis bleibe, so enthalte er auch „Wahres und Heiliges“.

In der Pause nach dem Referat bestand die Möglichkeit, sich an verschiedenen Tischen über gelungene Beispiele aus der Praxis des Dialogs zu informieren. Gesprächspartner/innen standen zu verschiedenen Themen zur Verfügung. Es ging um den Religionsdialog an der Katholischen Akademie, um die Arbeit des Diözesanrates und um die Lange Nacht der Religionen. Man konnte ins Gespräch kommen über das Projekt „Gemeinsam Musik machen - Schalom Habibi“ und sich berichten lassen von zwei Projekten und ihren Methoden unter dem Motto „Gemeinde öffnen: Koran und Bibel gemeinsam lesen“. Im letzten Teil der Veranstaltung fanden parallel drei Workshops statt, die alle gut besucht waren: In einer offenen Fragerunde zum Thema „Das kleine 1 x 1 des Islams“ versammelte sich die größte Gruppe. Auf Interesse stießen aber auch die beiden anderen Workshops, die den Umgang mit Gewaltversen im Koran sowie eine Textarbeit zu den „Heiligen Nächten“ in Koran und Bibel zum Inhalt hatten.