Meldung

Hilfe zur Selbsthilfe als höchste Stufe der Wohltätigkeit

Aron Schuster, Direktor der ZWST

Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit referierte Aron Schuster über Geschichte und Herausforderungen jüdischer Wohlfahrtspflege in Deutschland. Er informierte auch über die besondere Situation jüdischer Gemeinden wegen des Kriegs in der Ukraine.  

Auf Einladung des Diözesanrats und des Diözesangeschichtsvereins war Aron Schuster, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, am 22. März 2022 zu Gast in der Gemeinde Heilige Familie im Prenzlauer Berg. In seinem Vortrag informierte er sowohl über historisch bedeutende Stationen von der Gründung des Verbandes bis heute als auch über die Tätigkeitsfelder, die von klassischen Wohlfahrtsaufgaben bis hin zu konkreten Bildungsangeboten für Jugendliche oder Beratungsangeboten für Betroffene von Antisemitismus reichen.

"Obwohl unser Leitbild aus dem Gründungsjahr 1917 stammt, hat es nichts an Aktualität verloren und ist noch immer Grundlage unseres Tuns", so Schuster. Dieses trägt den Titel „Zedaka“ und meint die Pflicht, Benachteiligte zu schützen. "In Anlehnung an den jüdischen Gelehrten Maimonides ist die vornehmste Art, dieser Pflicht nachzukommen, dem Bedürftigen die Möglichkeit zu geben, sich selbständig zu ernähren. Diese Idee ist hoch aktuell und unter den Stichworten Empowerment und Hilfe zur Selbsthilfe weit verbreitet."

Schuster informierte, dass mit dem Beginn der Zuwanderung jüdischer Kontingentflüchtlinge ab dem Jahr 1989 die Mitgliederzahl rasant gestiegen ist und sich das Aufgabenprofil verändert hat. Auch die gegenwärtige Situation in der Ukraine stelle die Zentralwohlfahrtsstelle vor große Herausforderungen. Da etwa 45 Prozent der Mitglieder jüdischer Gemeinden in Deutschland ukrainische Wurzeln haben, bestehen viele persönliche und familiäre Beziehungen zwischen deutschen und ukrainischen Jüdinnen und Juden. "Ein Schwerpunkt unserer akuten Tätigkeit ist die Evakuierung von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Moldawien geflohen sind, sowie die Erstversorgung in Deutschland. Dass viele unserer Fachkräfte und Ehrenamtlichen ukrainisch oder russisch sprechen, ist dabei ein großer Vorteil."