Meldung

Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum Berlin (MHG-Studie)

Beschluss
des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin vom 10. November 2018

Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Berlin (MHG-Studie)


Im Nachgang zur Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ fordert der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin die Leitung des Erzbistums auf,

  • den Schutz der Betroffenen bedingungslos über den der Institution  Kirche oder von schuldig gewordenen Klerikern zu stellen,
  • eine Debatte über asymmetrische, männlich dominierte Machtstrukturen innerhalb unserer Kirche zu führen,
  • die strukturelle Verfasstheit unserer Kirche dort zu verändern, so sie Missbrauch begünstigt oder nachhaltige Aufarbeitung verhindert.

Wir erwarten bis spätestens März 2019 ein offenes Gespräch von Vertreterinnen und Vertretern des Diözesanrates mit der Bistumsleitung über die Missbrauchsfälle im Erzbistum und die Konsequenzen für die Gegenwart und Zukunft.  Dabei geht es uns darum, dass

  • alle Fälle sexuellen Missbrauchs im Erzbistum in gesetzlich möglichem Umfang offengelegt werden,
  • offen über Fehler und Straftaten der Vergangenheit gesprochen wird,
  • eine externe Kommission die Akten des Erzbistums sichten kann,
  • Vertuschungen aufgeklärt, Verantwortliche benannt und zu Konsequenzen aufgefordert werden,
  • transparente und nachvollziehbare Verfahrensregeln gelten, wie das Erzbistum im Falle eines Missbrauchsverdachts schnell handelt,
  • erwiesenermaßen schuldige Kleriker und Laien aus dem Kirchendienst entlassen werden,
  • Strategien erarbeitet werden, wie Missbrauch und missbräuchliche Erfahrungen für Betroffene möglichst leicht ansprechbar sind.


Zur Sicherstellung einer konsequenten und offenen Aufarbeitung des Geschehens und Veränderungen der Strukturen in unserem Erzbistum übernimmt der Diözesanrat Verantwortung und richtet einen Ad-hoc-Ausschuss ein, der sich mit dem Thema auseinandersetzt und kontinuierlich in den Prozess einbringt.






Begründung:

Der Diözesanrat des Erzbistums Berlin ist zutiefst erschüttert über das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Wir stehen an der Seite der zahlreichen Opfer, von denen viele bis heute namenlos sind, da sie zu traumatisiert sind, um über Erlebtes sprechen zu können. Für sie, aber auch für die Zukunft unserer Kirche insgesamt, setzen wir uns für eine konsequente und offene Aufarbeitung des Geschehenen und eine Veränderung der Strukturen in unserem Erzbistum ein.

Als Diözesanrat stehen wir  in der Verantwortung und sehen uns als Teil dieses Prozesses, den wir für unabdingbar für die katholische Kirche halten. Daher halten wir es für unsere Pflicht, uns ganz konkret mit den Vorfällen im Erzbistum Berlin auseinander zu setzen. Dabei geht es uns um ein Doppeltes: um den Umgang mit den Tätern und ihren Verfehlungen und Verbrechen an Kindern und Jugendlichen, aber auch um das Vertuschen, Verbergen und Versetzen unter dem Deckmantel vermeintlicher Fürsorge für Kleriker und Kirche.

Scham und Betroffenheit allein reichen nicht aus. Es ist Zeit zu handeln und klare Signale zu senden.