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Vom „Stromkabel“ des Geistes

„Das Energie- und Stromkabel des Heiligen Geistes ist immer auf Sendung. Seien wir gespannt, wozu er uns heute bewegen will.“ Diese Schluss-Sätze der Predigt von Pfarrerin Michaela Fröhling in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum prägten das Treffen der ökumenisch Interessierten und Ökumenebeauftragten. Nach dem Gottesdienst ließen sie sich von Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen im Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee in die Welt der pfingstlich-neocharismatischen Aufbrüche unter Christen einführen.

Nicht mit dem eigenen „Vogel“ verwechseln
„Warum wachsen diese Gemeinschaften?“, fragte sich Pastoralreferentin Lissy Eichert im anschließenden Podiumsgespräch. In ihrer persönlich gehaltenen Antwort schlug sie eine Bresche für Emotionen im Glauben. Auch erzählte sie von der „Angst vor dem unkontrollierten Wirken des Heiligen Geistes“. Keineswegs dürfe er mit dem eigenen „Vogel“ verwechselt werden.
Das Jesus-Wort „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ sei eine Hilfe, damit das nicht passiere. So bedankte sich ein Obdachloser in Neukölln nicht nur für empfangene Spenden, sondern auch: „Ihr habt mir meine Würde wieder gegeben.“ „Das treibt mich an.“
Trotz dringenden Reformbedarfs und auch „bitterer Momente in der Kirche“ hat sie immer noch „Spaß am Glauben“. Die Sprecherin beim „Wort zum Sonntag“ stellt sich stets Leitfragen wie: Was willst du, Gott, in die Welt bringen? Was ist dein Auftrag für mich beziehungsweise uns? Konkrete Glaubens-Erfahrungen mit einer geflüchteten Familie, deren Kind auf der Flucht verstorben ist, wurden für sie zu „Quellen der Hoffnung“. Eines von vielen Glaubens-Zeugnissen dieses Tages mit dem Thema „Der Geist weht, wo er will!“.

„Das Zeitalter des Konfessionalismus ist endgültig vorbei.“ Diese These von Kardinal Walter Kasper stellte Hans-Joachim Ditz, Ökumenebeauftragter im Erzbistum Berlin, seiner Arbeitsgruppe am Nachmittag vor. Aus ihren eigenen Gemeinden ergänzten die Teilnehmer diese zentrale Aussage. „Der Heilige Geist lässt eine Bewertung der christlichen Kirchen gar nicht mehr zu“, meinte eine Stimme.
 
„Mehrheit nimmt Kirchen als Einheit wahr“
Jemand verwies auf das Symbol des gemeinsamen Glockenturms der beiden benachbarten Gedenkkirchen am Heckerdamm. Nur „religiöse Feinschmecker“ machten noch Unterschiede zwischen den christlichen Kirchen. Die Mehrheit würde sie von außen als Einheit wahrnehmen. Eine „additive liturgische Praxis“ wie in Taizé wurde als Zukunftsmodell gelobt. „Lebst du dein Leben mit Jesus?“ sei die entscheidende Frage bei Jugendlichen. Nicht: „Bist du evangelisch oder katholisch?“

Angesprochen wurde auch die „befremdliche Emotionalisierung bei Megakirchen“. Das mache es traditionellen christlichen Kirchen manchmal schwer. „Die Menschen suchen Stille, um zu sich selber zu kommen“, fasste eine Benediktinerin aus dem Kloster Alexanderdorf ihre Erfahrungen zusammen.
Als Geschenk der Ökumene sah Ditz es an, dass das wechselseitige Wahrnehmen der Stärken wachse und Konkurrenzdenken abnehme. „Redet nicht so viel mit Kindern über den Glauben; aber redet mit Gott über eure Kinder!“, wurde Margot Käßmann zitiert. Das Tun sei wichtiger und löse gegebenenfalls Fragen aus, brachte Ditz die vielen Erfahrungen mit dem Wehen des Heiligen Geistes auf den Punkt.
Mehrfach warnte Hempelmann davor, Fragen des religiösen Stils mit Glaubensfragen zu verwechseln. Mit einem gemeinsamen Vaterunser, dem Segen und einem Schlusslied ging der Konvent der Ökumenebeauftragten zu Ende. Ein Tag mit Erfahrungsaustausch und Impulsen für die Arbeit in den Gemeinden.

Tag des Herrn - Walter Plümpe (28.02.2019)
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