Nicht nur der Wegfall der Dekanate: der gesamte Veränderungsprozess im Erzbistum Berlin fordert auch den Diözesanrat heraus, sich gezielt mit Zukunftsfragen des eigenen Gremiums zu befassen.
Kirchenpolitischer Impulsgeber, Sprachrohr der Gemeindebasis, Netzwerk der Visionäre. Vielleicht werden diese Schlagworte auf bunten Karten an der Pinnwand haften, wenn die Mitglieder des Diözesanrates im April 2019 in Stralsund beraten, was ihr Gremium zukünftig ausmachen soll. Die Frühjahrs- Vollversammlung ist ein Meilenstein im Strategieprozess, den sich der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin vorgenommen hat.
Gefragt, wie er Kirche von morgen gestalten will, formuliert der Diözesanrat: „Sie wird eine nachfragende, sich interessierende, solidarische und einladende Kirche sein. Kirche lebt davon, dass sich alle einbringen und mitgestalten. Damit verbunden ist ein radikaler Paradigmenwechsel, der Vertrauen, Zutrauen und Ermöglichung als wesentliche Merkmale der Kirchenentwicklung aufgreift.“
Als Akteur in der Kirche gilt dieser Anspruch auch für den Diözesanrat selbst und ist Ansporn genug, dies in den eigenen Strukturen und Organen umzusetzen. Darum wird im Strategieprozess zu fragen sein: Welche Aufgabe kommt dem Diözesanrat zu, welche Themen sind brennend aktuell? Wofür ist er wirklich wichtig, worauf soll oder muss er verzichten? Was muss er tun und welche Instrumente nutzen, um Wirkung zu entfalten und als Vertretung von katholischen Christinnen und Christen wahrgenommen zu werden? Wie können Menschen angesprochen und für die Arbeit im Diözesanrat begeistert werden? Wie kann das Gremium so attraktiv sein, dass es Freude macht, mitzuwirken und Mehrwert generiert?
Welche Arbeitsweise ist zeitgemäß, wie gelingt es, flexibel, partizipativ und an Themen und Projekten orientiert, miteinander Ideen umzusetzen? Wer soll den Diözesanrat durch seine Mitarbeit prägen? Wie muss er sich zusammensetzen, um die Akteure im Erzbistum angemessen zu repräsentieren? Auf welche Weise sind nach dem Wegfall der Dekanate die Pastoralen Räume und neuen Pfarreien vertreten?
Für diese Fragen haben sich Arbeitsgruppen gebildet, die auf den Ist-Zustand und die Arbeit des Diözesanrates blicken. Sie analysieren, was sich als sinnvoll erwiesen hat und was nicht weiterführt. Die Überlegungen werden mit Veränderungsvorschlägen in die Vollversammlung im April eingebracht und dort diskutiert, verworfen, neu entwickelt. Mit den Ergebnissen wird ein Leitbild entworfen, das ausdrückt, was den Diözesanrat ausmacht, wer ihn trägt, wie er arbeiten will und worin seine Aufgabe besteht. Daraus wird eine neue Satzung formuliert, die in der Herbst-Vollversammlung verabschiedet werden soll.
Die Aufgabe, der sich der Diözesanrat mit dem Strategieprozess stellt, ist groß. Es ist mutig, sich auf den Weg zu machen und selbst zu befragen, wo Entwicklung und Veränderungen notwendig sind. Zugleich kann es helfen, genau hinzusehen und die vielen guten Projekte, die fest geknüpften Dialogfäden und die bewährten Formate als Erfolg wahrzunehmen und das stark zu machen, was gute Praxis ist.
So herausfordernd der Weg sein mag, so lohnend kann er sein – als Baustein hin zu einer offenen, solidarischen und zukunftsgewissen Kirche. Mit einem wirkmächtigen Diözesanrat, womöglich als kirchenpolitischer Impulsgeber, Sprachrohr der Gemeindebasis und Netzwerk der Visionäre.
aus: Auf dem Weg - "Der Pastorale Prozess im Erzbistum Berlin"
Sonderausgabe Ihrer Kirchenzeitung Tag des Herrn