Beschluss

Generationengerechtigkeit verantwortungsvoll gestalten.

 

„Die Generationengerechtigkeit ist dann verletzt, wenn zukünftige Generationen in ihren Lebensmöglichkeiten massiv eingeschränkt werden. Dies betrifft sowohl die Verantwortung für die Schöpfung als auch die Belastung künftiger Generationen in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht.“ *

Die Forderung nach Generationengerechtigkeit darf nicht dazu missbraucht werden, unterschiedliche Altersgruppen in unserer Gesellschaft gegeneinander auszuspielen. Sie richtet sich an alle Menschen gleich welcher Herkunft, solidarische und zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die heute getroffen werden, können erhebliche Auswirkungen für zukünftige Generationen haben. Eine generationengerechte Gesellschaft drückt sich in vielen unterschiedlichen Facetten aus. Der Diözesanrat und seine Gremien verpflichten sich, sich mit dem Thema Generationengerechtigkeit unter Berücksichtigung der nachfolgenden Aspekte zu beschäftigen.

Bewahrung der Schöpfung

Umwelt- und Klimaschutz sind von zentraler Bedeutung, um die Schöpfung für zukünftige Generationen zu bewahren. Sie müssen in konkreten Maßnahmen erfolgen und sozial gerecht gestaltet werden. Die Reduktion klimaschädlicher Emissionen von Treibhausgasen duldet keinen Aufschub. Dasselbe gilt für die Bewahrung unserer natürlichen Umwelt sowie unserer Fauna und Flora.

Kinder-, Jugend- und Familienarmut

Armut ist ein umfassendes gesellschaftliches Problem. Viele Kinder und Jugendliche müssen in Deutschland in Armut aufwachsen. Das hat großen Einfluss auf ihre persönliche Entwicklung und ihre Zukunftschancen. Es braucht gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut, um allen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Als Katholische Kirche muss uns die verdeckte und sichtbare Armut von Familien innerhalb unserer Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens im Erzbistum Berlin gleichermaßen beschäftigen wie die Kinder- und Jugendarmut im Sozialraum.

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

Zuletzt ist während der Corona-Pandemie deutlich geworden, dass die Interessen verschiedener Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark Gehör in politischen Entscheidungsprozessen finden. Kinder und Jugendliche, die besonders stark von pandemie-bedingten Einschränkungen betroffen waren und sind, wurden zu wenig berücksichtigt oder ausschließlich im Kontext von Schule und Kita wahrgenommen. Kinder und Jugendliche sind aber keine Objekte der Politik, sondern müssen als aktiv Handelnde mit spezifischen Interessen und Bedürfnissen wahrgenommen und berücksichtigt werden. Dies gilt bei allen Fragen und Entscheidungen, die das Leben ihrer und nachfolgender Generationen beeinflussen werden. In Politik, Justiz und Verwaltung müssen Nachteile für Kinder und Jugendliche beseitigt werden.

Bildungspolitik

Eine gute Bildung legt das Fundament für ein selbstständiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe. Wir bauen auf die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Eltern und Bildungseinrichtungen. Schulen, Kitas und Orte außerschulischer Bildung müssen so gestärkt werden, dass sie junge Menschen mit ihren individuellen Voraussetzungen, Bedarfen und Talenten bestmöglich unterstützen können.

Soziale Sicherungssysteme

Gesunde helfen den Kranken, die jüngere Generation steht für die ältere ein, Arbeitsfähige für Arbeitsunfähige. Dies sind Beispiele der Grundidee der Sozialversicherung. Die sozialen Sicherungssysteme müssen so aufgestellt werden, dass sie junge Menschen nicht übermäßig belasten und langfristig stabile Leistungen erbringen können.

Verschuldung

Die Schulden, die wir heute zur Finanzierung unserer öffentlichen Ausgaben aufnehmen, geben wir als Belastung an die nächsten Generationen weiter. Daher muss im Interesse der jüngeren Menschen bei der Verschuldung des Staates größte Vorsicht walten.

Infrastruktur

Wir leben heute in großen Bereichen von der Infrastruktur, die die Generationen vor uns aufgebaut haben. Eine Vernachlässigung der öffentlichen Infrastruktur beeinträchtigt daher vor allem jüngere Menschen und deren Lebenschancen.

Kirchliche Strukturen des Erzbistums

Eine Kirche für alle Generationen muss Kinder- und Jugendarbeit aktiv unterstützen. Sie bedarf einer starken Vertretung im Rahmen der pastoralen Arbeit. Darüber hinaus müssen alle Gremien in den Gemeinden, Pastoralen Räumen und Pfarreien unseres Erzbistums kinder- und jugendfreundlich gestaltet werden.

 

* Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.) (2011): Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen: Chancengerechte Gesellschaft – Leitbild für eine freiheitliche Ordnung, S. 32.

 

Beschlossen von der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin am
13. November 2021 in Berlin.