Der Diözesanrat stellt fest:
Der Ausbruch von COVID-19 und die zerstörerischen Brände der letzten Tage haben die Tragödie in den griechischen Lagern an einen Punkt gebracht, der uns zum Handeln zwingt. Zahlreiche Aufrufe, diese zu ändern, verhallten ungehört. Bislang hat sich vor Ort so gut wie nichts bewegt, obwohl Konsens darüber herrscht, dass die Zustände in den Lagern nicht menschenwürdig sind.
Unsere christlich-humanitären Grundsätze fordern uns Europäer heraus. „Diese Krise erlaubt kein Vergessen“ hat Papst Franziskus festgestellt und gemahnt, in der aktuellen Krise nicht die zahlreichen anderen Nöte zu vergessen, unter denen viele Menschen leiden. Mitmenschlichkeit ist gefragt.
Zwar sind einige hilfe- und schutzbedürftige Menschen in Deutschland aufgenommen worden, doch bleibt die Zahl der Menschen, denen wir geholfen haben, weit hinter unseren Möglichkeiten zurück. In Berlin und Brandenburg gibt es weitere Kapazitäten für unbegleitete minderjährige Geflüchtete und weitere Schutzbedürftige. Diese sollten genutzt werden, um in Not befindliche Menschen aufzunehmen. Die Wege, auf denen dies geschehen kann, existieren bereits und sind durch Initiativen auch mit katholischer Beteiligung (bspw. Sant’Egidio, Caritas) erprobt, z.B. Landesaufnahmeprogramme / Verpflichtungserklärungen und Familiennachzug.
Der Diözesanrat erklärt:
Wir unterstützen die Initiativen auf der Ebene der Länder Berlin und Brandenburg, im Rahmen geeigneter Programme unbegleitete Minderjährige und weitere besonders schutzbedürftige Geflüchtete aufzunehmen.
Wir fordern, die vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen und schnell und unbürokratisch zu handeln. Dabei ist uns besonders wichtig, Familien nicht auseinanderzureißen und im Verbund aufzunehmen.
Wir verpflichten uns, für das Anliegen in unseren Gemeinden zu werben und Menschen zu gewinnen, die die Aufnahme vor Ort erleichtern und die Integration begleiten, gemäß der Leitsätzen des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge der Deutschen Bischofskonferenz.
Wir ermutigen die Bistumsleitung, sich für dieses Anliegen sowohl im eigenen kirchlichen Handeln als auch im Kontakt zur Politik aktiv einzusetzen. Als eine konkrete Aktion empfehlen wir die von pax christi initiierte Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“, die wir als Träger unterstützen.
Beschlossen von der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin am 12. September 2020 in Berlin.