Meldung

Christus lebt! Das Osterfest als Chance.

Bernd Streich, Vorsitzender des Diözesanrats

Der Osterbrief des Vorsitzenden des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin

 

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

es ist stiller geworden in diesen Kar-Tagen, viele Menschen leben zurückgezogen. Gottesdienste finden in den Kirchen nur noch hinter verschlossenen Türen statt. Sie fallen aber nicht aus. Sie finden an anderen Orten statt: in den Wohnungen und Häusern der Gläubigen. Kirche lebt anders. Und sie nutzt kreative, oft digitale Formen, damit sich Christinnen und Christen wieder zusammenfinden und in Gemeinschaft Gottesdienst feiern können.

In diesem Jahr ist vieles anders in der ganzen Gesellschaft. Wir sind im Diözesanrat, in den Gemeinden und Verbänden, in unserem Alltag von Unsicherheit, Ängsten und Vorsichtsmaßnahmen betroffen. Wir müssen viele unserer traditionellen Gewohnheiten und Praktiken ändern. Dies bedeutet Verlust und Chance. Chance zur Neubesinnung, zur vertieften Orientierung und zur Wiederentdeckung scheinbar vergessener Bräuche, wie der Feier eines Agapemahls in der eigenen Familie in Erinnerung an die ersten christlichen Gemeinden.

Es ist eine Stunde der Laien, der Christgläubigen und der Familien. Wir kennen das Wort Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20). So erleben wir auch in diesen Tagen die Gegenwart Jesu.

Ja, wir sind auf dem Weg zu Ostern hin. Wir sind unterwegs wie die Emmaus-Jünger und erkennen die Wirklichkeit manchmal nicht. Können wir die „Zeichen der Zeit“ heute als Geschenk des Heiligen Geistes deuten? Was bedeuten sie für unsere Kirchen und für die Welt? Was will uns Gott durch seinen Heiligen Geist heute sagen? Diese Fragen gelten bezogen auf Deutschland, auf Europa und weltweit. "Lasst uns vereint bleiben. Dies ist die Zeit, unsere Verpflichtung zu den europäischen Werten zu zeigen", heißt es in der Erklärung der Kirchen Europas. An dem Umgang mit den Flüchtlingen in den Flüchtlingslagern und bei uns wird dies konkret erfahrbar. Fremde kann es im Ostergeschehen unter uns nicht geben.

In diesen Tagen denken wir an unsere jüdischen Geschwister, die "älteren Geschwister im Glauben" (Papst Johannes Paul II.). Sie feiern Pessach. Wir sind mit Ihnen verbunden auch in der Corona-Krise und teilen ihre Sorge über den zunehmenden Antisemitismus. So stehen wir an der Seite der jüdischen Gemeinden und aller jüdischen Geschwister. Wir lehnen jede Form von Antisemitismus und Hass ab.

Auch heute gilt: Ostern fällt nicht aus! „Christus vivit - Christus lebt“ so ruft es Papst Franziskus den „jungen Menschen und dem ganzen Volk Gottes“ zu. Gott will Auferstehung mitten in unserem Leben. Davon lesen wir in der Apostelgeschichte viele befreiende Botschaften. In uns kann Hoffnung wachsen, dass für uns in dieser Osterzeit Auferstehung geschehen kann. Dies wünsche ich uns allen, persönlich und dem ganzen pilgernden Volk Gottes.

Im Vertrauen auf die Botschaft und den Geist der Auferstehung wünsche ich Ihnen und uns zusammen eine gesegnete Osterzeit, sage Dank für alle Weggemeinschaft und sende Ihnen herzliche Grüße!

Berlin, 8. April 2020

Bernd Streich

Vorsitzender