Zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana hat der Diözesanrat jüdischen Gemeinden und Organisationen in Berlin, Brandenburg und Vorpommern Segenswünsche übermittelt und bekräftigt, sich klar gegen jede Form von Antisemitismus einzusetzen. „Jede Form des Rassismus und der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ist schlimm. Aber der Antisemitismus ist besonders bedrohlich, weil sich dabei Rassismus mit Verschwörungsglaube verbindet“, heißt es in dem Schreiben. Da das friedliche Zusammenleben nur gelingen könne, wenn der Antisemitismus bezwungen werde, sähen der Diözesanrat der Katholiken und seine Arbeitsgruppe „Christlich-Jüdischer Dialog“ eine zentrale Aufgabe darin.
Das vom Vorsitzenden des Diözesanrates, Bernd Streich, und dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Christlich-Jüdischer Dialog“, Prof. Dr. Thomas Brose, unterzeichnete Schreiben hat folgenden Wortlaut:
„Sehr geehrte Damen und Herren, zum Neujahrsfest Rosch ha-Schana sowie zu den folgenden Hohen Feiertagen des Jahres 5780 übermitteln wir Ihnen und den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde zu Berlin im Namen des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin sehr herzliche Glück- und Segenswünsche.
Mit tiefer Sorge beobachten wir die Zunahme verrohter Ausdrucksformen des Antisemitismus in unserer Stadt. Durch jeden Vorfall fühlen wir uns selbst angegriffen. In dieser Situation stellen wir uns an die Seite unserer Schwestern und Brüder in den jüdischen Gemeinden und wollen ‚den Anfängen widerstehen‘: Jede Form des Rassismus und der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ist schlimm. Aber der Antisemitismus ist besonders bedrohlich, weil sich dabei Rassismus mit Verschwörungsglaube verbindet. Das bedroht und gefährdet unsere Gesellschaft von innen her. Deshalb gehört der Kampf gegen jede Form von Juden- und Israelfeindlichkeit in die Mitte unseres Gemeinwesens!
Wir sind überzeugt: Wie friedlich und gut unser Zusammenleben in Deutschland, in Europa und darüber hinaus gelingt, hängt wesentlich davon ab, ob wir den Antisemitismus in unserer Gesellschaft bezwingen – deshalb sehen wir darin eine zentrale Aufgabe des Diözesanrates und seiner Arbeitsgruppe ‚Christlich- Jüdischer Dialog‘.
Mit ihrem religionspolitischen Wendepunkt, der Erklärung ‚Nostra Aetate‘, ist es der Kirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil gelungen, antijüdische Feindseligkeiten zu überwinden und einen Sprung nach vorn zu machen. Das hat wiederum auf jüdischer Seite dazu geführt, dass Vertrauen und Zuversicht wachsen könnten. Längst sind Besuche der Jüdischen Gemeinde in Rom durch die Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus zu einer Tradition geworden – Ausdruck eines selbstverständlichen Miteinanders unserer Glaubensgemeinschaften.
Als Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin liegt uns viel daran, dass Christen und Juden sich auch ‚vor Ort‘ immer besser verstehen und achten lernen. Daher hoffen wir auf gute Begegnungen in der kommenden Zeit und wünschen Ihnen und Ihrer Gemeinschaft im neuen Jahr Wohlergehen und Frieden.“