BESCHLUSS
Beschluss des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin zum thematischen Schwerpunkt der Vollversammlung am 13. Mai 2017
Aktuelle Veränderungen in unserer Gesellschaft und in der Welt erfordern eine verstärkte politische Auseinandersetzung. Eine zunehmende Individualisierung und Digitalisierung, eine wachsende Beliebigkeit und ein Nebeneinander von höchst unterschiedlichen Meinungen und Positionen, widersprüchliche Wertvorstellungen und Menschenbilder erschweren die Orientierung. Als Katholikinnen und Katholiken sind wir der festen Überzeugung, dass gerade eine freiheitliche, demokratische und offene Gesellschaft ein verbindendes Fundament braucht. Erst auf einer solchen Grundlage kann ein gutes Miteinander sehr unterschiedlicher Lebensentwürfe jenseits der Beliebigkeit entstehen. Deshalb benennen wir aus unserer Verantwortung für ein gelingendes Miteinander heraus sechs gleichermaßen bedeutsame Punkte, die wir für eine offene Gesellschaft für unverzichtbar halten.
Für uns als Bürgerinnen und Bürger und als Christen steht die Würde jedes einzelnen Menschen im Zentrum unseres Denkens und Handelns. Diese Würde bildet das Fundament des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft. Für uns Christinnen und Christen ist jeder Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen und sein Ebenbild. Aus diesem Menschenbild heraus treten wir für eine Gesellschaft ein, die
- Freiheitlich ist: Jeder Mensch hat die Möglichkeit, frei nach seinen Überzeugungen zu leben und sich zu äußern, solange er nicht Rechte anderer verletzt und sich an Gesetze hält. Respekt gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen, gegenüber Unterschieden in sozialer und ethnischer Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe und Kultur sind für uns Grundvoraussetzung.
- Solidarisch ist: Menschen achten aufeinander, übernehmen Verantwortung füreinander, teilen und fördern Gemeinschaft. Gemäß dem Subsidiaritätsprinzip übernimmt der Einzelne eigenverantwortlich solange seine eigenen Aufgaben, bis er die Unterstützung der je höheren Ebene, schließlich des Staates braucht. Wo jemand Hilfe braucht, hat der Einzelne Anspruch auf solidarische Unterstützung.
- Demokratisch ist: Frei gewählte Bürgerinnen und Bürger gestalten in repräsentativen Gremien das gesellschaftliche Zusammenleben und suchen Lösungen für komplexe Herausforderungen. Verstärkte Debatten auf verschiedenen Ebenen und in zivilgesellschaftlichen Strukturen offenbaren Anliegen der Bevölkerung und müssen aufgegriffen werden.
- Gerecht ist: Gesellschaftliche Strukturen sind so beschaffen, dass sie jedem Menschen die Chance eröffnen, sein Leben selbstverantwortlich zu gestalten nach seinen Fähigkeiten und Bedürfnisse. Jede und jeder bringt sich seinerseits für das Gemeinwohl ein und wird in seiner Lebensleistung gewürdigt.
- Offen ist: Menschen gehen unvoreingenommen, respektvoll und zuversichtlich aufeinander zu und führen konstruktive, faktenbasierte Diskurse ohne ideologische Verengungen.
- Nachhaltig ist: Menschen gehen mit den Ressourcen unserer Erde verantwortlich um, erhalten die Welt für nachfolgende Generationen und setzen sich für Chancengerechtigkeit aller Menschen auf der Welt ein.